Marterpfähle oder die Kunst der Entscheidungstabellentechnik

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Als ich mich nach der doch recht unspektakulären Installation von WordPress entspannt im Sessel zurücklehnte, schwappte eine kleine Erinnerungswelle durch mein Bewusstsein und ließ eine Frage wie ein an den Strand gespülten Stein zurück: wann hat eigentlich alles mit der ganzen Computerei bei mir angefangen und was hat mich so gefesselt, dass ich bis heute diesem Hobby fröne? Ich besaß damals schon als Jugendlicher ein Faible für Science Fiction. TV Serien wie „Invasion von der Wega“, „Mondbasis Alpha“, „Raumpatrouille Orion“, „Buck Rodgers“, „UFO“ „Time Tunnel“ und natürlich die im ZDF ausgestrahlte US-Serie „Raumschiff Enterprise“ waren die Tele-Drogen meiner Zeit. Die darin vorkommenden Computer und Technik faszinierten mich. Zu meinen literarischen Begleitern in dieser Zeit gehörten die SF Roman-Serie „Perry Rhodan“ und so ziemlich alles von Marvel Comics.

Nun denn, wollen wir einmal mit der Zeitreise in die Computer-Steinzeit beginnen, in der die ersten Heimcomputer auf den Markt drängten. Keine Ahnung, auf was ich mich mit diesem „Projekt“ einlasse. Aber vielleicht kann ich bei dem ein oder anderen Leser ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern oder ein Fragezeichen auf ihrer Stirn hervorlocken – je nach Alter des Lesers. Und für mich ist diese Reise vielleicht die Suche nach einer Antwort, warum ich so bin wie ich bin. Zu philosophisch sollte der Beitrag aber nicht werden. 😉

Der Zeitpunkt, in dem ich mich mit dem „Computer-Virus“ infiziert habe, war das Jahr 1982, in dem ich das 2. Praktische Semester im Rahmen meines BWL Studiums bei der Firma SKF (Schwedische Kugellagerfabriken) in Schweinfurt gemacht habe. Dort war ich für einige Wochen in der EDV Abteilung untergebracht und hatte meine ersten Programme in Form von Lochkartenstapeln und Lochstreifen zum Laufen gebracht. Leider fertigte ich keine Kopien meiner damaligen Praxisberichte an, die wir als Nachweis für unsere Tätigkeit führen mussten. Wie ich kürzlich von der Fachhochschule in Würzburg mitgeteilt bekommen habe, werden diese relativ zeitnah vernichtet. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei der Hardware um IBM Mainframes gehandelt hat, auf denen MVS, TSO, REXX, IMS TM und CICS lief. Die Programmiersprache für die Stapeljobverarbeitung war JCL und die Applikationen wurden zumeist in PL/I programmiert. Letztere war auch die erste Programmiersprache, mit der ich in Berührung kam.

Die Systemprogrammierer waren gerade dabei, von TSO auf das System ROSCOE umzustellen. Und ich fand das mega-cool, wenn die Jungs sich in den dicken EDV-Listen Marke Tab 1-fach durch die Hex-Dumps durcharbeiteten, ihren Finger auf eine Stelle legten und sagten: „Da stimmt was nicht“.

Der für die Schulung von EDV Mitarbeitern und Praktikanten verantwortliche Trainer, gab mir damals immer Rätsel auf, die ich per Entscheidungstabellentechnik lösen sollte. Ich kann mich noch an eins erinnern, bei dem ich doch ziemlich ins Schwitzen gekommen bin. Zuerst habe ich ihn wohl etwas entgeistert angestarrt, als er mir das Blatt mit der Aufgabe gegeben hat. Es ging um drei gefangene Cowboys, die hintereinander je an einem Marterpfahl angebunden waren. Der Häuptling zeigte den Gefangenen drei schwarze und zwei weiße Federn und steckte jedem Cowboy eine Feder an den Hut, die er natürlich nicht sehen konnte. Die restlichen zwei Federn verstaute der Häuptling in seinem Lederbeutel, ohne dass die Cowboys erkennen konnten, um welche Federn es sich gehandelt hat. Dann richtete sich der Häuptling an die Bleichgesichter und sagte: „Wenn einer von euch errät, welche Farbe die Feder auf seinem Hut hat, lasse ich euch alle frei“. Natürlich bestand absolutes Redeverbot zwischen den Cowboys. Welcher der drei Cowboys kann das Rätsel lösen und welche Farbe hat seine Feder. Falls jemand an der Lösung interessiert ist, kann er gerne mal im Internet recherchieren… oder natürlich selbst nachdenken.

Nach erfolgreicher Lösung mit Hilfe der Entscheidungstabellentechnik hatte ich wohl die Weihen der Programmierung erlangt und durfte mich selbst beschäftigen. Meine erste, mir selbst gestellte Aufgabe war, alle möglichen Match-Konstellationen im damaligen Europapokal der Pokalsieger auf einer Liste auszugeben. Ich meine mich erinnern zu können, dass die ziemlich lang war. 🙂

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